Streubomben-Monitor 2024
Viel mehr Opfer durch erhöhten Einsatz von Streumunition
Der Streubomben-Monitor berichtet über die Umsetzung der Konvention über Streumunition, sammelt Daten zu Unfällen mit Streubomben weltweit und vieles mehr. Er wird jährlich veröffentlicht. Die hier veröffentlichten Daten beziehen sich größtenteils auf den Berichtszeitraum 2023, es werden teilweise auch Daten aus 2024 verwendet.
Der Streubomben-Monitor berichtet über die Umsetzung des Streubombenverbots-Vertrages der den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Streumunition verbietet. Der Monitor sammelt Daten zu Unfällen mit Streubomben weltweit und vieles mehr. Er wird jährlich veröffentlicht. Die hier veröffentlichten Daten beziehen sich auf den Zeitraum von Januar bis Dezember 2023. Der Bericht verwendet teilweise auch Zahlen aus dem Jahr 2024, wenn Informationen bereits verfügbar sind. Er wird regelmäßig kurz vor der jährlichen Konferenz der Vertragsstaaten des Streubomben-Verbotsvertrages veröffentlich.
Die wichtigsten Fakten
219 Menschen wurden 2023 durch Streumunition getötet oder verletzt. Die tatsächliche Zahl ist vermutlich noch viel höher, da häufig nicht alle Opfer registriert werden. Allein in der Ukraine wurden im Jahr 2023 mehr als 50 Angriffe mit Streumunition gemeldet. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) appelliert an die Staatengemeinschaft, den Einsatz dieser barbarischen Waffen systematisch zu verurteilen und die Verantwortlichen für ihren Einsatz zur Rechenschaft zu ziehen.
Im Jahr 2023 kamen 93 % aller vom Monitor erfassten Getöteten und Verletzten aus der Zivilbevölkerung.
Die 219 neuen Opfer von Streumunition im Jahr 2023 wurden in insgesamt neun Ländern registriert: Aserbaidschan, Irak, Jemen, Demokratische Volksrepublik Laos, Libanon, Mauretanien, Myanmar, Syrien und Ukraine.
Erstmals seit ihrem Inkrafttreten am 1. August 2010 hat ein Vertragsstaat beschlossen, aus der Streubomben-Konvention auszutreten: Am 26. Juli 2024 erließ Litauen ein Gesetz, das den Austritt aus der Konvention innerhalb von sechs Monaten vorsieht. Dies ist das erste Mal, dass ein Land aus einem der vier humanitären Abrüstungsverträge (Konvention über Streumunition, Landminen-Verbotsvertrag, Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen, Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen, Atomwaffenverbotsvertrag) austritt.
Streubomben-Angriffe in Syrien, Myanmar und Ukraine
- Von der Gesamtzahl der im Jahr 2023 registrierten neuen Opfer wurden 118 durch Angriffe mit Streubomben verursacht und 101 durch Streumunitionsreste.
- Opfer von Streumunitionsangriffen wurden in drei Ländern verzeichnet: Myanmar, Syrien und Ukraine.
- Opfer durch Streumunitionsreste gab es in 8 Ländern: Aserbaidschan, Irak, Jemen, Demokratische Volksrepublik Laos, Libanon, Mauretanien, Syrien und Ukraine. Da bis zu 40 % dieser Waffen beim Aufprall nicht explodieren, stellt die starke Kontamination durch Streumunitionsreste eine ernsthafte Bedrohung für die Bevölkerung in den betroffenen Ländern dar.
„Deutschland muss jeden neuen Einsatz und Lieferungen entschieden verurteilen.“
Zwischen Juli 2023 und April 2024 genehmigte US-Präsident Biden fünf Transfers von US-Streumunition an die Ukraine zum Einsatz im Krieg gegen Russland. Die USA und die Ukraine sind keine Vertragsparteien des von derzeit insgesamt 124 Staaten unterzeichneten und von noch 112 Staaten ratifizierten Verbotsvertrags.
Handicap International betont, dass die Entscheidung zur Lieferung von Streumunition, einen gefährlichen Präzedenzfall schafft. Sie ist inakzeptabel und sollte von allen Vertragsstaaten der Osloer Konvention, also auch von der deutschen Regierung, klar verurteilt werden.
Jeder Einsatz von Streumunition in jeder Situation sollte verurteilt werden. „Streumunition gehört zu den für die Zivilbevölkerung gefährlichsten Waffen. Sie unterscheidet nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen und stellt eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, da sie noch lange nach Beendigung des Konflikts zu Opfern führen kann. Deutschland und die anderen Vertragsstaaten des Übereinkommens müssen ihrer Verpflichtung nachkommen, jeden neuen Einsatz und auch Lieferungen dieser Waffen entschieden und systematisch zu verurteilen“, sagt Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland.
Hilfe für Überlebende und ihre Familien
Diejenigen, die die Explosion überlebt haben, erleiden oft schwere und manchmal mehrfache Verletzungen, darunter Schäden an lebenswichtigen Organen, den Verlust von Händen und Füßen oder schwere Augenverletzungen.
► Lesen Sie hier mehr über die Folgen von Streumunition
Viele Verletzte sind psychologisch traumatisiert. Die Überlebenden leiden oftmals unter dem Verlust ihrer Würde und ihres Selbstwertgefühls und sind häufig Diskriminierungen ausgesetzt. Die Opferhilfe ist eine Verpflichtung aus dem Streubomben-Verbotsvertrag. Die Teams von Handicap International unterstützen Überlebende und ihre Familien durch Opferhilfeprogramme in mehr als 30 Ländern.
Zerstörung von Lagerbeständen und Kontamination weltweit
Alle 42 Vertragsstaaten, die Streumunition gelagert hatten, haben die Vernichtung dieser Bestände inzwischen abgeschlossen und insgesamt fast 1,5 Millionen Streumunition mit 179 Millionen Submunitionen vernichtet. Dies entspricht 100% aller von den Vertragsstaaten gemeldeten Streumunition. Bulgarien, die Slowakei und Südafrika kündigten den Abschluss der Vernichtung ihrer jeweiligen Bestände im September 2023 an, während Peru die Vernichtung seiner Bestände im Dezember 2023 abschloss. Damit haben nun alle derzeitigen Vertragsstaaten die Vernichtung ihrer Bestände abgeschlossen.
Lesen Sie weiter
- Faktenblatt von Handicap International (PDF)
- Die wichtigsten Erkenntnisse des Monitors auf Deutsch (PDF)
- Streubomben-Monitor 2024 auf Englisch
- Website von Handicap International
Informieren Sie sich weiter:
- Waffen wie Landminen:
Alles über Streumunition - Menschenverachtend:
Die Folgen von Streumunition
- Verbot von Streumunition
Das Oslo-Abkommen - Alle Zahlen:
Der Streubomben-Monitor
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